Kundinnen und Kunden sind bereit für mehr Nachhaltigkeit - ist es der Online-Handel auch?
Studie zur Nachhaltigkeit im Online Handel
Die Kunden sind bereit für mehr Nachhaltigkeit - ist es der Online-Handel auch?
Die Menschheit steht vor einer Vielzahl ökologischer Herausforderungen. Das Thema Nachhaltigkeit ist bereits bei einer Mehrheit der Verbraucher sowie bei vielen Unternehmen fest verankert. Als bedeutender Wirtschaftszweig kann sich auch der Online Handel diesem Thema nicht verschliessen. Die extrem hohen Zuwächse im Versandhandel in den letzten Jahren gehen mit einem gestiegenen Transportaufkommen und einem Mehr an Transportverpackungen durch die wachsenden Sendungszahlen einher.
Wo kauft man nachhaltiger ein, "Online" oder „stationär"?
Ob es nachhaltiger ist, im Online Handel oder beim Einzelhändler vor Ort einzukaufen, hat das Bundesumweltamts (UBA) in einer Studie untersucht.
Das Ergebnis: Die Antwort ist nicht so einfach!
Die Umweltbilanzen zu vergleichen sei schwierig, weil viele Faktoren mit hineinspielen. Es komme ganz auf das Produkt und das Kaufverhalten des Kunden an.
Ein Beispiel: Bei einer Einkaufsfahrt von fünf Kilometern mit dem Auto werden 600 bis 1.100 Gramm CO2 emittiert, während die Einkaufsfahrt mit dem Fahrrad 0 Gramm CO2 verursacht.
Bei einer Bestellung über das Internet fallen für die Lieferung durch einen Paketdienst im Schnitt zwischen 200 und 400 Gramm CO2 an. Die im Vergleich zur Fahrt im eigenen Auto geringeren Emissionen liegen unter anderem an der besseren Fahrzeugauslastung, der effizienten Gestaltung der Lieferrouten und dem zunehmenden Einsatz von Elektrofahrzeugen, so das UBA.
Den größten Einfluss auf die Ökobilanz im stationären Handel – also dem Einkauf im Geschäft – haben die Energieverbräuche am Standort und die Wahl des Verkehrsmittels der Kundschaft.
Dank Smartphone, Tablet und Co. ist es heute möglich, jederzeit und überall nahezu jeden Artikel einzukaufen. Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass tendenziell mehr konsumiert wird weil es einfacher ist. Als Folge wird die Umwelt stärker belastet. Knappe Ressourcen werden durch einen stetig wachsenden Konsum immer mehr beansprucht. Umweltbelastende Faktoren im Online-Handel sind vor allem die Versandverpackungen, Retouren und der Lieferabschnitt bis zur Haustür, die sogenannte letzte Meile, heißt es in der Studie des UBA.
Aktuelle Befragung des Bitkom belegt den Willen der Kundinnen und Kunden zum Umwelt- und Klimaschutz
Die Kunden sind bereit für mehr Nachhaltigkeit beim Online Einkauf. Lieferung am nächsten Tag, kostenlose Rücksendung oder die zusätzliche Verpackung in einem extra Karton - für mehr Klimaschutz würden viele Kunden auf einige Annehmlichkeiten beim Online Einkauf verzichten.
- 60 Prozent würden für mehr Nachhaltigkeit längere Lieferzeiten in Kauf nehmen
- 56 Prozent Mindestbestellwerte bzw. Mindestbestellmengen
- 40 Prozent wären bereit einen Aufpreis für umweltfreundliche Verpackungen zu zahlen
- 39 Prozent würden kostenpflichtige Retouren akzeptieren.
- 36 Prozent halten zusätzliche Gebühren für einen klimafreundlichen Versand für akzeptabel
Laut der Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom finden 93 Prozent der Online-Shopper, Händler sollten darauf achten, möglichst viele Waren in einen Karton zu packen.
70 Prozent sind der Meinung, dass Händler keine Werbeprospekte aus Papier mehr versenden sollten und 59 Prozent wünschen sich Paketzustellungen nur noch mit Elektrofahrzeugen.
„Mehr Nachhaltigkeit wird zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor im Online-Handel. Neben der Reduzierung von Versandemissionen und alternativen Verpackungsmaterialien erwarten Kundinnen und Kunden auch verstärkt Angebote zur CO2-Kompensation und eine größere Auswahl nachhaltiger Produktalternativen“, sagt Bianka Kokott, Referentin Digitale Transformation beim Digitalverband Bitkom. „Solche nachhaltigen Angebote sollten nicht länger als Option, sondern als essenzieller Bestandteil eines zukunftsorientierten Onlinegeschäfts gesehen werden.“
Darüber hinaus wünschen sich mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Online-Shopper von Anbietern im Netz mehr Tipps für klimafreundliches Einkaufen.
Wer online kauft, denkt bisher vor allem bei der Lieferung an Klimaschutz: Drei Viertel (77 Prozent) der Online-Shopper bündeln einzelne Online-Bestellungen zu diesem Zweck, 70 Prozent schicken weniger Waren zurück und 67 Prozent wählen umweltfreundliche Verpackungen, wenn diese angeboten werden. Knapp die Hälfte (47 Prozent) achtet nach eigenen Angaben auf möglichst kurze Lieferwege, um die Umwelt zu schonen.
Das sind Ergebnisse einer Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.024 Online-Shoppern ab 16 Jahren in Deutschland.
Über die Studie
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden online 1.123 Internetnutzerinnen und Internetnutzer in Deutschland ab 16 Jahren befragt, darunter 1.024 Online-Shopper. Die Gesamtumfrage ist repräsentativ. Die Fragestellungen lauteten: „Wären Sie bereit für mehr Nachhaltigkeit die folgenden Änderungen im Online-Handel zu akzeptieren?“, „Wenn Sie an den Klimawandel und die Notwendigkeit zu mehr Klimaschutz denken, welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie zu bzw. nicht zu?“ sowie „Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen im Kontext von Klimawandel und der Notwendigkeit zu mehr Klimaschutz zu bzw. nicht zu?“.
Quelle:bitkom, BMUV